Meine Beiträge zum Thema Ostsiedlung (Open Access)

Die Ostsiedlung im Bischofswerdaer Land unter Bischof Bruno II.

Von großer Bedeutung für die Besiedelung der Gegend um Bischofswerda war seit der Zeit von Bischof Bruno II. die Burg Stolpen als Nebenresidenz der Meißener Bischöfe.

Im Jahre 1209 wurde Bruno II. zum Bischof von Meißen gewählt. Während seiner Amtszeit erreichte die Ostsiedlung ihren Höhepunkt. In den Oberlausitzer Gebieten bestand aber eine Konkurrenzsituation zwischen der weltlichen, böhmischen und der geistlichen, meißnischen Macht. Da sowohl Bruno als auch die Böhmen Kolonisten ins Land holten und neue Ortschaften gründeten, waren Konflikte unvermeidlich. Um seine Position zu stärken, richtete er schon nach wenigen Jahren in Bautzen ein Kollegiatstift ein, und er begann mit dem Bau einer neuen Stiftskirche, dem heutigen Dom St. Petri. Mit den Böhmen verhandelte Bruno ab 1213 um eine einvernehmliche Klärung der Grenzen ihrer Einflussgebiete.

Bruno reformierte in der Oberlausitz die Kirchenstruktur hinsichtlich Verwaltung und Gerichtsbarkeit. In Bautzen war seit 1214 ein Erzpriester nachgewiesen, also ein Vertreter des Bischofs, der auch predigte. Etwa 1216 wurde ein Archidiakonat, also eine Kirchenprovinz, eingerichtet. Mit der stetig wachsenden Einwohnerzahl musste diese Struktur weiterentwickelt werden. Ein erzpriesterlicher Stuhl entstand beispielsweise in Bischofswerda.

WesenitzDas Hochstift Meißen übte in einigen Teilen der Oberlausitz neben der geistlichen auch die weltliche Herrschaft aus, so in den 1007 dem Stift zugesprochenen Kastellgebieten. Um diese Gebiete besser zu integrieren, erwarb Bruno im Jahre 1218 vom Sorben Moyko Stolpen, das zu einer wichtigen Nebenresidenz der meißnischen Bischöfe wurde und bis in die Reformationszeit blieb. Um seine neue Residenz besser erreichen zu können, ließ Bruno von Meißen nach Stolpen den Bischofsweg anlegen.

Mit der Erwerb von Stolpen durch Bruno II. verlor Bischofswerda vermutlich jene besonders große Bedeutung für die Bischöfe, die es der Überlieferung nach zur Zeit von Benno besessen hatte. Dessen ungeachtet blieb es ein wichtiger Ort im Bischofsgebiet, die urkundliche Ersterwähnung des Jahres 1227 bezog sich auf Bischofswerda als Ort eines Gerichtsverfahrens.

Die Wesenitz (Bildergalerie flussabwärts von Neukirch bis Kleindrebnitz) stellte flussaufwärts eine Verbindung her vom Siedlungsgebiet der Nisaner im Elbtal über das bischöfliche Gebiet um Stolpen und Bischofswerda bis in die böhmische Oberlausitz. Der Verlauf ab Bischofswerda südwarts bis zur Quelle bei Neukirch markierte in etwa die östliche Grenze des bischöflichen Gebiets, wobei es ostwärts in Richtung Göda bzw. Doberschau zwei "Ausbuchtungen" bis kurz vor Bautzen gab.

Der Streit mit dem böhmischen König um die Grenzziehung zur Oberlausitz konnte erst nach Brunos Tod mit der Unterzeichnung der Oberlausitzer Grenzurkunde im Jahre 1241 endgültig beigelegt werden. Der von König Wenzel I. schließlich unterschriebene Text entsprach im Wesentlichen dem mit Bruno ausgehandelten Entwurf.