===Kindheit und Jugend=== U. wurde am 17. März 1921 als erstes Kind einer Försterfamilie in Zschornau bei Kamenz geboren. Kurz danach zog die Familie in das neu erbaute Kamenzer Forsthaus am Rande der Stadt nahe Wiesa (Forststraße 1). Hier verlebte er Kindheit und Jugend. Es war der Vater, der in seinem Sohn mit gemeinsamen Pirschgängen das innige Verhältnis zur Natur erweckte, und es war v. a. die Mutter, die den Kindern den tief verwurzelten christlichen Glauben vermittelte. Von 1931 bis 1937 besuchte U. das Reform-Realgymnasium in Kamenz. Wie der Vater entschied er sich für eine Laufbahn als Revierförster. Nach einer Lehre bei der Sächsischen Landesforstverwaltung studierte er von September bis Dezember 1940 an der Forstschule in Reichstadt. Schon in dieser Zeit zeigte sich, dass U. lieber im Wald Gedichte schrieb, als mit der Waffe auf Jagd zu gehen. ===Kriegsjahre=== Als Infanterieoffizier an der Ostfront lernte U. den Krieg mit allen seinen Schrecken kennen und wurde mehrfach verwundet. Er kam am 9. Mai 1945 in Bayern in amerikanische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung wollte er im Februar 1946 nach Hause zurückkehren, wurde jedoch bereits in Erfurt durch die Rote Armee erneut gefangen genommen und in ein Lager bei Moskau verbracht. Hier entstanden erste Gedichte, die bezeugen, wie sehr er sich nach seiner Lausitzer Heimat sehnte. Erst am 19. Dezember 1949 konnte er schließlich heimkehren, durch Krieg und Gefangenschaft gesundheitlich gezeichnet. Mit der in Gefangenschaft geschriebenen "Kriegssonette" hatte U. später seinen ersten großen Erfolg als Dichter. Aus diesen Jahren des Schreckens wuchs jene tiefempfundene Sehnsucht nach Frieden, die viele seiner späteren Werke auszeichnete. ===Der Dichterförster von Uhyst=== ====Der Förster und Naturfreund==== Am 26. August 1950 heiratete U. Christa Burghardt in Kamenz und im selben Jahre zogen sie nach Uhyst/Spree, wo er eine Stelle als Revierförster antrat. 1955 konnten sie schließlich das neue Forsthaus beziehen. Es lag einsam zwischen Mönau und Uhyst an einer Allee aus Eichen und Birken und wurde für viele Jahre zum geliebten Zuhause. Besonders die vielgestaltige Vogelwelt der umliegenden Teichlandschaft hatte es ihm angetan. U. zählte die bedeutenden Ornithologen Dr. [[Wolfgang Makatsch]] und auch Dr. [[Gerhard Creutz]] zu seinen engen Bekannten, ebenso den Botaniker [[Max Militzer]]. Häufig führte er Schülergruppen durchs Revier oder ging zu ihnen in die Schule. U. sah es als seine Mission an, der jungen Generation die Liebe zur Natur nahezubringen. Er erlebte ihre Zerstörung durch den sich ausweitenden Braunkohlentagebau hautnah, als allein in seinem Revier ca. 1/3 des Waldes verloren ging. Sein Engagement für den Naturschutz wurde zur Hoffnung für viele Gleichgesinnte, brachte U. in der DDR aber wiederholt in Konflikt mit dem Staat. Er unterstützte die kirchliche Umweltarbeit, und der Kummer über die angerichtete Naturzerstörung und den Heimatverlust für viele Menschen kommt in vielen seiner Werke zum Ausdruck. Auch wenn die ökonomischen und politischen Zwänge schier übermächtig waren, hatte sein stetes Bemühen manchen Erfolg. Mit Generationen von Uhyster Schülern wurden von ihm und seiner Mitarbeiterinnen 500 Nistkästen aufgehängt, mehr als 50 wilde Müllplätze beseitigt und hunderttausende Kiefernsämlinge gepflanzt. In Erinnerung an den gemeinsamen Kampf um die Erhaltung der Natur stellten Freunde an eine alte gerettete Eiche im März 2000 einen Stein mit dem aus seinem Buch ''Wege und Wälder'' stammenden Spruch: "Wanderer, deinen Augen Glück." Auf Dauer seines Arbeitslebens in Uhyst hielt U. noch freundschaftlichen Kontakt zu Berufskollegen aus seiner Kamenzer Heimat. ====Der Schriftsteller==== U.s Bücher waren in der DDR häufig nur schwer zu erhalten. Sie waren bekannt für ihre innige Naturverbundenheit, die poetische Beschreibung der Oberlausitzer Heimat und die Liebe zu deren Menschen, aber auch für die Vermittlung christlicher Werte. Vielfach basierten sie auf autobiografischen Erinnerungen: die Schrecken des Krieges, Erlebtes und Gesehenes im Kreis von Familie und Kirchgemeinde. Besonders beeindruckend in seinem dichterischen Schaffen ist, mit welch feiner Beobachtungsgabe er selbst dem Unscheinbaren in der Natur Sinn und Bedeutung verleihen konnte. Hier wird der christliche Hintergrund des Dichters deutlich, für den auch scheinbar unbedeutende Tiere und Pflanzen schön sind und ein Lebensrecht besitzen. U. ging davon aus, dass der Einzelne keinen Einfluss auf das "große" Weltgeschehen nehmen kann, sondern sich stattdessen darum bemühen muss, an seinem Platz das Bestmögliche zu tun. Das Schöne im Alltäglichen zu erkennen, ist dafür eine wesentliche Voraussetzung, wie U. vermitteln wollte. Mit seinen Werken hat er vielen seiner Zeitgenossen wieder zur Heimatorientierung verholfen. Dazu trugen auch häufige Schriftstellerlesungen und Lesegottesdienste in Uhyst bei. Mit Armin Stolper, Chefdramaturg des Deutschen Theaters in Berlin, und mit [http://isgv.serveftp.org/saebi/artikel.php?SNR=10661 Hanns Georgi], Maler in Sebnitz, hielt U. engen Kontakt. Mitglied im Schriftstellerverband der DDR war er nicht. ====Der tiefgläubige Christ==== U. bezog sich in seinem Wirken auf die [http://de.wikipedia.org/wiki/Bekennende_Kirche Bekennende Kirche] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Bonhoeffer Dietrich Bonhoeffer]. Er wollte stets für Andere da sein. Mit den Künstlern Gottfried Zawadzki, Friedrich Schötschel, August Pabel, Norbert Weber und Gerold Schneider hatte er einen Freundeskreis ins Leben gerufen, in dem er die Fragen nach dem Wesentlichen aus christlicher Sicht diskutieren konnte. Es war für ihn selbstverständlich, sich aufgeschlossen für die Belange der sorbischen Mitbürger zu interessieren und einzusetzen. Das Ehepaar U. verband eine langjährige, enge Freundschaft mit der Witwe Jutta Baudert, Schwiegertochter des ehemaligen Bischofs der Herrnhuter Brüdergemeine [http://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Baudert Walther Baudert]. Diese hatte wiederholt mit zwei ihrer Schwestern im Forsthaus Uhyst Hausmusik geboten. U. war Mitglied im Redaktionskollegium ''die kirche'' Görlitz und im Gemeindekirchenrat Uhyst. Für das Uhyster Dorfbuch von 1992 erstellte er u. a. eine Arbeit zur Geschichte der Dorfkirche. ===Vermächtnis=== 50 Jahre nach Beginn seiner Arbeit im Forst trat U. im Sommer 1987 in den Ruhestand. Er war zeitlebens ein Verfechter, die nachhaltige Entwicklung von Natur und Landschaft nicht kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen zu opfern. Dieses Vermächtnis wird heute im UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft bewahrt, welches sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu U.s früherem Revier befindet. In seinem Nachlasswerk ''Ich möchte einen Kranich sehen'' wird der Reichtum innerer Werte besonders deutlich. Das Tagebuch seiner letzten Monate enthält viele Begebenheiten aus dem Alltag, erzählt mit Humor und Weisheit. Dazwischen reflektiert U. Episoden aus seinem Leben, Kindheitserlebnisse, Geschehnisse in der Familie und die Arbeiten an einem Dorfbuch für Uhyst. Er begleitete die neue Zeit durchaus kritisch, warnte aber schon damals vor einer Verklärung der DDR-Vergangenheit und erinnerte an deren Militarismus. Der letzte Eintrag, einen Tag vor seinem Tod, ist charakteristisch für sein Weltbild: Er versprach den Hornissen in seinem Garten, sie zu beschützen. Am 9. September 1992 verstarb U. im 72. Lebensjahr. Entsprechend seines Wunsches wurde er in Thyrow/Brandenburg beigesetzt, wo 15 Jahre zuvor schon sein literarisches Vorbild [http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Alexander_Stoll Heinrich Alexander Stoll] zur letzten Ruhe gebettet worden war. Die familiäre Förstertradition führt sein Sohn Burkhard in der Mark Brandenburg in 6. Generation fort. An U. erinnert eine ständige Ausstellung im Gemeindehaus Uhyst. 2009 ehrte ihn die Stadt Kamenz mit einer Ausstellung im Rathaus. Artikel zu Gottfried Unterdörfer von Frank & Uwe Fiedler im Biographischen Lexikon der Oberlausitz, 2011