===Kindheit und Jugend in Pirna=== C. besuchte in Copitz und Pirna Volksschule und Realgymnasium. Frühzeitig erwachte sein Interesse an der Natur der nahen Sächsischen Schweiz. Er beringte Bussardjunge und interessierte sich für die geologische Sammlung des Museums in Pirna. 1928 begann die enge Freundschaft mit Martin Zieschang, mit dem er das Interesse an der Vogelfauna teilte. Die beiden Schüler gehörten unterschiedlichen Klassen des Pirnaer Realgymnasiums an. Zieschang, Sohn des Pfarrers in Dohna und später Klix, machte C. mit den Schönheiten der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft bekannt und erweckte damit in seinem Freund eine tiefe Verbundenheit, die ein Leben lang hielt. Im Jahre 1931 beschrieb C. in seiner ersten ornithologischen Publikation Beobachtungen des [http://de.wikipedia.org/wiki/Flussregenpfeifer Flussregenpfeifers] an den Elbufern von Pirna. ===Ausbildung in Dresden und Tätigkeit in Pillnitz=== Nach einem Studium am Pädagogischen Institut der TH Dresden erlangte C. 1933 die Lehrbefähigung an den Volksschulen Sachsens. Im gleichen Jahr begann er ehrenamtlich, die Vogelschutzanlagen der Staatlichen Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Dresden-Pillnitz zu betreuen, nachdem er im Jahr zuvor dem Verein Sächsischer Ornithologen beigetreten war. C. leitete in Dresden die Ortsgruppe des Deutschen Bundes für Vogelschutz. Wegen seiner nazikritischen Haltung wurde ihm die dauerhafte Übernahme in den Schuldienst verwehrt und er musste sich als Aushilfslehrer verdingen, zeitweise sogar in Dänemark. Den 2. Weltkrieg überlebte er als Soldat in Frankreich und Italien unversehrt. Von 1945 bis 1952 arbeitete C. in Pillnitz, zunächst als Lehrer und ab 1946 als Schulleiter. Er genoss wegen seines Engagements und seiner Nähe zu den einfachen Menschen in der örtlichen Bevölkerung hohes Ansehen. Gerne war er bereit, jungen Kollegen die ersten Schritte zu erleichtern. Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund [http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Dathe Heinrich Dathe] bemühte er sich ab 1949 um die Neugründung einer vogelkundlichen Arbeitsgemeinschaft im [http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturbund_der_DDR Kulturbund] in Dresden. Die offizielle Gründung der Fachgruppe Ornithologie und Vogelschutz erfolgte am 8. Juni 1951 und C. leitete sie bis 1953. 1952 wurde er für ein Jahr von der Schultätigkeit freigestellt, um seine Promotion an der TH Dresden bei Prof. Dr. [[Karl Hermann Christian Jordan]] zu Populationsstudien am [http://de.wikipedia.org/wiki/Trauerschnäpper Trauerschnäpper] zu bearbeiten. In Moritzburg und Bautzen (1947-1951, [[Wolfgang Makatsch]]) gab es in dieser Zeit einen ersten Versuch zur Wiedereinrichtung einer Sächsische Vogelschutzwarte. 1953 erhielt C. eine Anstellung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Vogelschutzwarte Seebach. Die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften erteilte ihm im selben Jahr den Auftrag, die Vogelschutzstation [http://de.wikipedia.org/wiki/Neschwitz Neschwitz] im dortigen Alten Schloss zu gründen und zu leiten. ===Neschwitzer Jahre=== Als langjähriger Leiter führte C. die neugegründete Vogelschutzstation Neschwitz zu hohem Ansehen. Deren Vorläufer war 1930 vom [http://de.wikipedia.org/wiki/Landesverein_Sächsischer_Heimatschutz Landesverein Sächsischer Heimatschutz] auf Initiative von [[Rudolf Zimmermann]] ins Leben gerufen und ab 1936 als Vogelschutzwarte staatlich anerkannt worden. Sie ist eng mit dem Namen des Forstwissenschaftlers Dr. Freiherr [[Arnold Vietinghoff- Riesch]], ihrem ehemaligen Leiter, verbunden. Zu ihren Aufgaben gehörten die Vogelberingung (von 1931 bis 1938 wurden 13242, nach der Wiedereinrichtung bis 1960 durch 30 Mitarbeiter und freiwillige Helfer 81495 Vögel beringt), die Betreuung von Nistkästen, Nahrungsuntersuchungen und die Bestimmung von Siedlungsdichten. In Lehrgängen wurde das Wissen an Generationen von Beringern weitergegeben. Im Umfeld der hiesigen Fischwirtschaft standen außerdem Maßnahmen zur Vogelabwehr im Mittelpunkt. Forschung, Wissensvermittlung und Naturschutz gehörten für C. jederzeit zusammen. 1964 wurde seine Vogelschutzstation wieder in den Rang einer Vogelschutzwarte erhoben. Der Leiter der Biologischen Zentralanstalt, Prof. Stubbe, ernannte C. zum Leiter des Wildforschungsgebietes Milkwitz. Neben der Tätigkeit als Ornithologe untersuchte er die Säugetierfauna der Oberlausitz (z. B. Elch, Nerz, Muffelwild). Es entstand eine umfassende Dokumentation zum Niedergang der [http://de.wikipedia.org/wiki/Fischotter Fischotterpopulation] und C. erwarb sich entscheidende Verdienste um erfolgreiche Schutzmaßnahmen und Wiederbesiedelung. Durch langjähriges, kontinuierliches Engagement konnte er außerdem zum Erhalt von Schloss und Park Neschwitz beitragen. Von der staatlich verfügten Schließung der Vogelschutzwarte 1971 war C. tief getroffen. Sie brachte ihn um sein Lebenswerk - die gesammelten Materialien wurden DDR-weit verteilt. Vermutlich hat eine Rolle gespielt, dass C. als politisch unzuverlässig galt. Fragen von Vogelforschung und Vogelschutz haben für ihn nie an Staatsgrenzen halt gemacht. In den letzten Arbeitsjahren bearbeitete er Forschungsprojekte im Auftrage des Instituts für Forstwissenschaften Eberswalde - man befasste sich staatlicherseits z. B. mit der Ansiedelung von Rebhühnern und Fasanen für privilegierte Jäger. Auch nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben 1976 widmete er sich mit nimmermüdem Engagement dem Naturschutz und führte Exkursionen mit Gleichgesinnten durch. ===Publikationen und Ehrenämter=== C. ist Autor bedeutender wissenschaftlicher Bücher zur Vogelkunde, z. B. zu Graureiher, Wasseramsel, Weißstorch und zum Vogelzug. Besonders mit verschiedenen Taschenbüchern zur heimischen Vogelfauna, ausgestattet mit bemerkenswerten Illustrationen von E. Schoner bzw. W. Leuck, aber auch mit Kinderbüchern und Lehrmaterial hat er sich große Verdienste um die Verbreitung populärwissenschaftlicher Kenntnisse erworben. In den Fachzeitschriften "Der Falke" und "Journal of Ornithology" publizierte er regelmäßig. C. war Mitherausgeber der Reihe "Beiträge zur Vogelkunde", deren zweiter Band [[Otto Uttendörfer]] gewidmet war, und Mitglied im Redaktionsbeirat der Zeitschrift "Der Falke" und der "Sächsischen Heimatblätter". Er verfasste auch heimatkundliche Beiträge über die Grenzen der Oberlausitz hinaus, z. B. in "Werte der deutschen Heimat" (Pirna und Umgebung, 1965; Lößnitz und Moritzburger Teichlandschaft, 1973). Insgesamt schrieb C. 600 Titel, darunter 8 Bücher (nach einer Bibliografie von Dr. Ulrich Creutz). Ein Teil der Publikationen entstand aus Sicherheitsgründen unter Pseudonymen wie "C. Gerhard", "C. Hartmut" oder "C. Galle".
C. arbeitete in vielen renommierten ornithologischen Gremien mit, z. B. der [http://www.do-g.de/ Deutschen Ornithologen-Gesellschaft], dem Zentralvorstand der Gesellschaft für Natur und Umwelt des Kulturbundes der DDR und er wirkte als Vorsitzender des Bezirksfachausschusses Dresden. Schon 1958 hatte er sich - im Widerspruch zu den zentralistischen Bestrebungen in der DDR - um die Gründung des Naturwissenschaftlichen Arbeitskreises Oberlausitz im Kulturbund verdient gemacht. Dieser stand unter Schirmherrschaft des ehemaligen Bautzener Gymnasiallehrers Prof. Dr. [[Karl Hermann Christian Jordan]] von der TU Dresden. C. leitete den Arbeitskreis bis zu dessen Verbot durch die staatlichen Organe im Jahre 1988; zu seinen Mitstreitern gehörten u. a. die bekannten Botaniker [[Max Militzer]] und [[Bo%C5%BEidar%2C Theodor %C5%A0%C3%ACca%2C Sch%C3%BCtze|Theodor Schütze]]. Dem Arbeitskreis Sächsische Schweiz trat C. 1959 bei, ab 1962 leitete er eine avifaunistische Sammelstelle und 1968 gründete er den Avifaunistischen Arbeitskreis Oberlausitz. Dessen "Beiträge zur Ornis der Oberlausitz" erschienen regelmäßig in den "Abhandlungen und Berichten des [http://de.wikipedia.org/wiki/Senckenberg_Museum_für_Naturkunde_(Görlitz) Senckenberg Museums für Naturkunde]". Sie waren gleichzeitig - als politisch einzig mögliche Form - als Zuarbeiten für ein Handbuch der Vögel Mitteleuropas gedacht. C. wurde als Ehrenmitglied der [http://de.wikipedia.org/wiki/Naturforschende_Gesellschaft_der_Oberlausitz Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz] berufen und er war Ehrenmitglied des Vereins Sächsischer Ornithologen. ===Im Gedenken an Gerhard Creutz=== Seinen Lebensabend hat C. in Haidholzen bei Rosenheim zusammen mit einer ebenfalls verwitweten Jugendfreundin verbracht. Begraben wurde er aber in seiner Wahlheimat Neschwitz, neben seiner Ehefrau Lisette. 2006 fand hier - bei der westlichen Pforte des Friedhofs - auch sein Sohn Christian die letzte Ruhe. Auf dem Grabstein steigt ein singender Vogel vor einem Kreuz gen Himmel - ein Symbol auch für den tiefen Glauben der Ehefrau. Prof. Dr. habil. Wolfram Dunger hat dem großen Naturfreund und international renommierten Vogelkundler mit seinem Nachruf "Leben und Werk eines Oberlausitzer Ornithologen - in memoriam Dr. Gerhard Creutz (1911 - 1993)" ein Denkmal geschaffen. Es bleibt zu wünschen, dass der inzwischen wiedergegründeten [http://www.vogelschutzwarte-neschwitz.de/ Vogelschutzwarte Neschwitz] Erfolg beschieden ist - es wäre im Sinne dieses verdienstvollen Oberlausitzers. Artikel zu Gerhard Creutz von Frank & Uwe Fiedler im Biographischen Lexikon der Oberlausitz, 2011