B. wurde am 23.4.1856 als Sohn eines Gutsbesitzers in Langhennersdorf bei Freiberg geboren und 1862 in die dortige Kirchschule eingeführt. Zeitig lernte der Junge Klavier spielen. Schon mit 10 Jahren begann B., sich für landwirtschaftliche Probleme, Wetterbeobachtungen und ihre Zusammenhänge zu interessieren. Am 15.4.1870 bestand er die Aufnahmeprüfung am Lehrerseminar Nossen, das er bis 1876 besuchte. 1871 begann B. Tagebuch zu führen, nachdem er sich zuvor die [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Xaver_Gabelsberger Gabelsberger Kurzschrift] angeeignet hatte. Jahrzehnte vor ihrer offiziellen Einführung in Deutschland beherrschte er damals auch schon die lateinische Schrift. Nach einer Kandidatenprüfung wurde B. im April 1876 in Elstra als Vikar eingestellt, vier Wochen später als Hilfslehrer. Am 11.3.1879 erhielt er die Berufung als dritter ständiger Lehrer in Elstra. Hier heiratete er die Tochter des Pächters vom Gasthaus "Zum Stern", Asta Leipnitz. Ab dem 12.11.1880 war B. in Großdrebnitz Lehrer auf Probe. Seine Berufung zum Kirchschullehrer in Großdrebnitz erfolgte zum Januar 1881. Er hatte sich dafür gegen andere Kandidaten in einem Wettbewerb durchsetzen müssen, der aus Orgelspiel, Singen, Katechisieren, Schreiben und Rechnen bestand. Zu seinen Aufgaben zählte das regelmäßige Vertreten des Pfarrers mit Lesegottesdiensten. Aus dem wirtschaftlich prosperierenden Raum Freiberg stammend, erkannte er das Entwicklungsdefizit seiner neuen Heimat und setzte sich mit Erfolg für den "Fortschritt auf dem Lande" ein. In diesem Zusammenhang zu sehen sind die Gründungen des örtlichen Landwirtschaftlichen Vereins (1900), der örtlichen Spar- und Darlehenskasse (1903) und einer Schulbuchstiftung für Kinder aus finanzschwachen Familien (1905). Das Startkapital erhielt die Schulbuchstiftung aus den Erlösen eines Kinderkonzerts, das am 3.4.1905 unter Leitung von B. im Erbgericht Großdrebnitz stattfand. B. stiftete ebenfalls den Reinertrag seines erfolgreichen Buches "Altes und Neues aus Groß- und Kleindrebnitz". Regional wirksam wurde er als Begründer des Bezirksvereins Bischofswerda des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde (10.7.1895). Hier arbeitete B. u. a. eng mit [[Karl Hermann Steudtner]] zusammen. Im Ergebnis von naturkundlichen Studien in seiner Freizeit entstanden eine beachtliche Mineraliensammlung, die er später der Schule in Großharthau überließ, und eine Schmetterlingssammlung als Anschauungsobjekte für den Unterricht. Als Chronist von Groß- und Kleindrebnitz ("Altes und Neues") trug B. wesentlich dazu bei, dass die Geschichte dieser Gemeinden zu den am besten dokumentierten gehört. Er schrieb darin die umfangreichen Vorarbeiten von Pfarrer [[Carl Julius Marloth]] fort. Neben ortsgeschichtlichen Vorkommnissen schilderte B. Ereignisse von überregionaler Bedeutung mit ihren Auswirkungen auf das dörfliche Leben, darunter die Einführung der Reformation, verschiedene Kriegshandlungen seit dem Dreißigjährigen Krieg und die Zeit der Hexenprozesse. Eine regionalgeschichtliche Besonderheit stellte demnach die auf Befehl von [http://de.wikipedia.org/wiki/August_II._(Polen) König August dem Starken] 1729 eingerichtete "Poststraßenumgehung" von Schmiedefeld über Bühlau nach Kleindrebnitz dar. Wegen eines Streites mit der Herrin von Großharthau, der Gräfin von Flemming, hatte sich der König für seine häufigen Reisen nach Polen eine neue Straße unter Umgehung von Großharthau bauen lassen. Unbekannt war zu B.s Zeit die kulturhistorische Bedeutung der Großdrebnitzer Orgel (vgl. [[Wilhelm Leberecht Herbrig]]). B. verfasste mehrere bemerkenswerte heimatkundliche Beiträge im "Sächsischen Erzähler". In ihnen wird u. a. eine große Sachkenntnis und Unvoreingenommenheit gegenüber der slawischen Besiedlungsgeschichte der Oberlausitz deutlich. Sein Tagebuch "Erlebtes und Gesammeltes" enthält neben Tagesnachrichten, z. B. Zeitungsausschnitten, und Familieninformationen eine Vielzahl heimatgeschichtlich bedeutsamer Einträge, darunter seine anonym veröffentlichten Artikel. Auszüge aus den Kirchenbüchern zu Geburts- und Sterbefällen dokumentieren z. B. die hohe Kindersterblichkeit um 1900. Zwischen dem 2.4.1922 und dem 23.11.1923 hat B. systematisch den Verlauf der "Teuerung", d. h. die Inflation und ihre Auswirkungen, beschrieben. Umfangreich sind seine Aufzeichnungen zum Wetter und dessen Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Hieraus ergeben sich auch Hinweise auf den sich seither vollziehenden Klimawandel. B. war von 1896 bis 1902 Mitglied im Gemeinderat von Großdrebnitz, er war Leiter des Männergesangsvereins, Mitglied des Kirchenvorstands, Mitglied im sächsischen Lehrerverein, seit 1881 Bienenzüchter und ein talentierter Zeichner. Sein Spätwerk "Kriegsleiden in der Heimat 1914-1918", geschrieben als der Nationalsozialismus bereits Fuß gefasst hatte, widerspiegelte seine zutiefst humanistische Einstellung – nach der Machtergreifung Hitlers wurde die Veröffentlichung verhindert. Sie erfolgte 1994, mehr als 60 Jahre nach der Entstehung des Werkes. Besonders verdient um die Erhaltung des Andenkens an B. hat sich sein Enkel Kurt gemacht. Er ist ein Sohn von Arthur Bruno, dem zweiten Kind von B., und der Tochter Hedwig des Kleindrebnitzer Gemeindevorstands [[Ernst Gnauck]], mit dem B. befreundet war. Gnauck gehörte dem Wahlgremium an, das B. 1881 zum Kirchschullehrer berufen hatte. Wenn später etwas vertraulich bleiben sollte, korrespondierten B. und E. Gnauck in Gabelsberger Kurzschrift. B.s Tagebuch endet am 1.6.1931, als sein Schwiegersohn Oskar Gnauck, mit der ersten Tochter Gertrud verheiratet, den Freitod wählte. 1904 wurde B. der Kantortitel und 1912 der Titel "Oberlehrer" verliehen. Am 23.10.1916 erhielt er das Verdienstkreuz durch [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_August_III._(Sachsen) König Friedrich August III.]. Am 19.3.1925 zeichnete ihn Prof. Hermann Gräfe, Landwirtschafts-Ökonomierat aus Bautzen, mit der Bronzenen Medaille für den Dienst in der Landwirtschaft aus. Wegen seiner Leistungen, aber auch wegen seiner Bindung an alle Schichten der dörflichen Bevölkerung ist sein Ansehen in Großdrebnitz bis heute erhalten geblieben. B.s Ehrengrab auf dem Friedhof Großdrebnitz wurde unter Denkmalschutz gestellt. Artikel zu Bruno Barthel von Frank & Uwe Fiedler im Biographischen Lexikon der Oberlausitz, 2011